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166. Die Kuh, das Pferd, das Schaf und der Hund.
(Zollikofer.)
Eine Kuh, ein Pferd und ein Schaf standen ans einer Weide zu-
sammen und stritten unter einander, welches dem Menschen nützlicher sei.
Die Kuh sprach: „Von mir hat er die süße Milch, deu wohlschmeckendeu
Käse und die fette Butter." — Das Pferd: „Ich ziehe deu schweren
Wagen des Herrn und eile mit leichtem Schritt dahin und trage den
Reiter mit Windeseile." — Das Schaf: „Ich gehe nackt und bloß, da-
mit mein Herr bekleidet sei." — Da kam der Hund zil ihnen. Den
blickten sie aber verächtlich von der Seite an, als wäre er ein gar un-
nützes Tier. Aber der Herr folgte alsbald hinten nach, ries dem Hunde
im freundlichsten Tone, streichelte und liebkoste ihn. Da dies die Kuh und
ihre Gefährten sahen, murrten sie, und das Pferd nahm sich ein Herz zu
fragen: „Warum thust du also, Gebieter? Verdienen wir nicht mehr deine
Liebe als dieses unnütze Tier?" — Aber der Herr streichelte seinen Hund
noch zärtlicher und sprach: „Nicht also. Dieser hat mein einziges geliebtes
Söhnchen kühn intb treu aus den rauschenden Wasserfluten gerettet. Wie
sollte ich nun seiner vergessen!"
167. Der kluge Landmann und fein Pferd.
(Schmid.)
Einem Bauersmanne wurde zu Nacht sein schönstes Pferd ans dem
Stalle gestohlen. Er reiste fünfzehn Stunden weit auf einen Pferdemarkt,
ein anderes zu kaufen.
Aber sieh, unter den seilen Pferden auf dem Markte erblickte er
auch sein Pferd. Er ergriff es sogleich bei dem Zügel und schrie laut:
„Der Gaul ist mein! Vor drei Tagen wurde er mir gestohlen."
Der Mann, der das Pferd feil hatte, sagte sehr höflich: „Ihr seid
unrecht daran, lieber Freund. Ich habe das Roß schon über ein Jahr.
Es ist nicht euer Roß, es sieht ihm nur gleich."
Der Bauer hielt dem Pferde geschwind mit beiden Händen die Augen
zu und rief: „Nun, wenn Ihr beti Gaul schon lange habt, so sagt: Ans
welchem Auge ist er blind?"
Der Mann, der das Pferd wirklich gestohlen, aber noch nicht so
genau betrachtet hatte, erschrak. Weil er indes doch etwas sagen mußte,
so sagte er aus Geratewohl: „Ans dem linken Auge."
„Ihr habt es nicht getroffen," sagte der Bauer, „ans dem linken
Auge ist das Tier nicht blind."
„Ach!" ries jetzt der Mann, „ich habe mich nur versprochen! Ans
dem rechten Auge ist es blind."
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233« Weihnachtslied.
(Hoffmann t>. Fallersleben.)
Morgen kommt der Weihnachtsmann,
kommt mit seinen Gaben.
Trommel, Pfeifen und Gewehr,
Fahn' und Säbel und noch mehr,
ja, ein ganzes Kriegesheer
möcht' ich gerne haben!
Bring uns, lieber Weihnachtsmann,
bring auch morgen, bringe
Musketier und Grenadier,
Zottelbär und Panthertier,
Roß und Esel, Schaf und Stier,
lauter schöne Dinge!
Doch du weißt ja unsern Wunsch,
kennst ja unsre Herzen.
Kinder., Vater und Mama,
auch sogar der Großpapa,
alle, alle sind wir da,
warten dein mit Schmerzen.
234. Der Jahrmarkt.
(Goethe.)
Liebe Kindlein,
kauft ein!
Hier ein Hündlein,
hier ein Schwein;
Trommel und Schlägel,
ein Reitpferd, ein Wügel,
Kugel und Kegel,
Kistchen und Pfeifer,
Kutscher und Läufer,
Husar und Schweizer;
nur ein paar Kreuzer,
ist alles dein!
Kindlein, kauft ein!
235. Weihnachten.
(Curtman.)
Wie trüb sind die Tage des Dezembers, wie lang die Nächte! Es
will gar nicht hell werden, und man muß des Morgens bei Licht auf-
stehen und selbst in der Schule Licht anzünden. Dennoch ist diese Zeit
voll Freuden für die Kinder; denn das Christkindchen wird bald bescheren.
Darauf denkt jetzt das ganze Haus; die Mutter sucht die Gaben im
Stillen aus, und die Kinder raten und hoffen, was sie wohl empfangen
werden.
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116. Regen, Regen!
(Hoffmann von Fallersleben.)
Regen, Regen,
Himmelssegen!
Bring uns Kühle, lösch den Staub
und erquicke Halm und Laub!
Regen, Regen,
Himmelssegen!
Labe meine Blümelein,
lass sie blühn im Sonnenschein!
Regen, Regen,
Himmelssegen!
Nimm dich auch des Bächleins an,
dass es wieder rauschen kann!
117. Der Regen.
- (Schmid.)
Ein Kaufmann ritt einst vom Jahrmarkt nach Hause
und hatte hinter sich ein Felleisen mit vielem Gelde auf-
gepackt. Es regnete heftig, und der gute Mann wurde
durch und durch nass. Darüber war er unzufrieden und
klagte sehr, dass Gott ihm ein so schlechtes Wetter zur
Reise gebe.
Sein Weg führte ihn durch einen dichten Wald. Hier
sah er mit Entsetzen einen Räuber stehen, der mit einer
Flinte auf ihn zielte und sie abdrückte. Er wäre ohne
Rettung verloren gewesen; allein von dem Regen war das
Pulver feucht geworden, und die Flinte — ging nicht los.
Der Kaufmann gab dem Pferde die Sporen und entkam
glücklich der Gefahr.
Als er in Sicherheit war, sprach er bei sich selbst:
„Was für ein Thor bin ich gewesen, dass ich das schlechte
Wetter verwünscht und es nicht als eine Schickung Gottes
geduldig angenommen habe. Wäre der Himmel heiter und
die Luft rein und trocken gewesen, so läge ich jetzt tot in
meinem Blute, und meine Kinder warteten vergebens aut
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wollte, befand sie sich in einer nicht geringen Verlegenheit. Sie lief lange
unten am Boden des Gefäßes und fast überall herum, allein vergebens.
Endlich fand sie doch nach vielen Versuchen den rechten Weg an dem Stricke
hinauf bis an die Decke. Nachdem sie diese erreicht hatte, lief sie längs
berfelben hin und so weiter die Wand hinunter bis auf den Boden.
Kaum war eine halbe Stunde verflossen, so zog ein ganzer Schwarm
Ameisen die Decke hinauf und gerade auf die Schnur zu. An dieser
krochen sie weiter in das Geschirr und fingen wieder an zu fressen.
Dies fetzten sie so lange fort, als noch etwas vom Sirup da war.
Indes lief der eine Haufen am Stricke hinauf und der andere herunter,
und dies währte den ganzen Tag. Wunderbar allerdings und doch wahr.
206. Zwei Rätsel.
(Keller.)
1. Lies mich vorwärts, lies mich rückwärts,
immer bleib' ich, was ich bin;
kommt der Frühling, komm' ich mit ihm,
geht er, geh' ich mit ihm hin;
denn ich lieb' das Wanderleben,
musizier' in Feld und Wald;
in zwei hellen Tönen ruf' ich,
daß es weit und lustig schallt.
2. Es ist ein kleiner Soldat,
der ein giftig Spießlein hat;
täglich zieht er mit Gesang ins Feld,
nur im Winter bleibet er im Zelt.
Er erobert ohne Zahl
die schönsten Schlösser zu Berg und Thal;
er dringt in ihre Keller ein
und trinkt ans goldenen Becherlein
immer neuen süßen Wein.
207. Die Gewässer.
(O. Schulz.)
Das Wasser, das im Regen, im Schnee und im Nebel vom Himmel
fällt, zieht in die Höhen der Berge ein. Wenn sich viel Wasser gesammelt
hat, so bricht es aus der Erde hervor, und das nennt man eine Quelle.
Wenn die Quelle ein recht klares Wasser bringt, so umgiebt man sie mit
einer Einfassung von Holz oder Steinen und schöpft aus ihr das Wasser
zum Trinken und Kochen.
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